Donnerstag, 9. Juli 2009

Italienische Kaffeespezialitäten

Es erstaunt mich immer wieder, wie sehr sich die Deutschen mit Italienischen Kaffespezialitäten auskennen.

Sie können Dir erklären, ab wann der Cappuccino ein Latte macchiato wird oder weshalb es etwas ganz anderes ist.
Es werden Dinge aufgezählt, die man in Italien mit Kaffee macht, bei denen man sich wundert, warum sie nirgendwo angeboten werden. Es werden diverse Mischverhältnisse aufgezählt: Kaffe-zu-Wasser-Ratio, Kaffe-zu-Milch-Ratio, kalte-Milch-zu-warme-Milch-Ratio, und alles dazwischen liegende auch noch mit seiner eigenen Ratio. Es werden Grappa-Anteile berechnet und Zuckerwürfel der Größe nach gestaffelt. Gebrannt oder auch nicht.
Dann werden einem sowohl regionale Unterschiede als auch Tageszeitentauglichkeit der einzelnen Zubereitungen erläutert; besonderen Wert wird auch auf die Behältnisse gelegt in der diese dann genossen werden können.

Das ganze natürlich geschickt gespickt mit Vorkommnissen aus der letzten Italienreise; jeder deutsche Bürger war so oft in Italien, dass er immer von der letzten Italienreise spricht.
Damit wird klargestellt, dass man erstens öfters schon da war und zweitens, dass man noch öfters hin fahren wird.
Das verleiht auch die richtige Glaubwürdigkeit, denn man weiß ja, dass man nur ein Land kennenlernen kann, wenn man als Tourist unterwegs ist. Ach so, man fährt ja zu Bekannten, ja, das ist ja dann was Anderes, natürlich, man ist ja dann kein Tourist, wie alle anderen Deutschen, man ist ja ein Insider. Jepp, glaubwürdig.

Weitaus verwunderlicher ist die Tatsache, dass man in Deutschland keine fünfzig Kilometer von seinem Wohnort entfernt ein kleines Stück Brot käuflich erwerben kann. Aus dem einfachen Grund, dass man nicht verstanden wird. Oder weil man nicht weiß, wie das Ding in der Gegend genannt wird.
Der Eine sagt Brötchen, der Zweite Semmel, der Nächste nennt das Teil Schrippe, für die Anderen handelt es sich um ein Rundstück, aber auch manch einer sagt Stella. Und dann auch noch die Deklinationen: Kipfl-la-le und Wecke-en-le-la oder gleich fränkisch: Weggla.
Von abweichenden Zutaten und Zubereitungen ganz zu schweigen…

Diese beiden semantischen Tatsachen zusammen führen zu wundersamen Erlebnissen beim Bäcker; während man belehrt wird, wie der Italiener zu seinem Kaffee sagt, wird es als Beleidigung aufgefasst, wenn man jemandem erklären will, wie im Nachbarort das kleine Stück Brot heißt.
Hierbei spielt es auch keine Rolle ob man vor oder hinter dem Tresen steht.

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